Navigationssysteme wie die von Volkswagen, BMW, Audi oder Mercedes-Benz sind längst nicht mehr nur simple Wegweiser. Sie sammeln und speichern diverse Bewegungsdaten ihrer Nutzer – und das oft ohne deren explizite Kenntnis. Während Verbraucher vor allem den Komfort dieser Technologien schätzen, wächst gleichzeitig die Sorge darüber, wie und in welchem Umfang diese Daten genutzt und weiterverarbeitet werden können. Die Hersteller TomTom, Garmin, sowie Softwareanbieter wie Naviextras, HERE Technologies, Sygic oder Falk spielen dabei eine zentrale Rolle, da ihre Systeme und Dienste häufig zum Einsatz kommen.
Die Möglichkeit, Bewegungsprofile aus den Daten von fest eingebauten Navis, insbesondere in großen Anlagen, zu erstellen, eröffnet sowohl Chancen als auch erhebliche Datenschutzprobleme. Im Falle von Ermittlungen können die gesammelten Informationen als Beweismittel dienen – eine Entwicklung, die viele Nutzer mit Skepsis sehen. Wie genau die Daten erfasst werden, welche rechtlichen Rahmenbedingungen bestehen und wie die Praxis aktuell aussieht, ist Thema zahlreicher Diskussionen.
In diesem Artikel beleuchten wir detailliert, warum und wie Ihr Navi zum Bewegungsprofil-Ersteller wird, welche technischen Mechanismen dahinterliegen und welche Risiken daraus für die Privatsphäre entstehen. Zudem schauen wir auf aktuelle Beispiele aus der Automobilbranche und geben einen Ausblick darauf, wie sich die Nutzung von Standortdaten in Zukunft gestalten könnte.
Die technischen Grundlagen der Bewegungsdatenerfassung in Navigationssystemen
Moderne Navigationssysteme von Top-Marken wie Volkswagen oder Mercedes-Benz verfügen über integrierte GPS-Empfänger sowie Schnittstellen zur Datenübertragung. Typischerweise speichern diese Geräte die gefahrenen Routen inklusive Zeitstempeln und Zwischenstopps. Diese Aufzeichnungen können, sofern zugänglich, ein detailliertes Bewegungsprofil der Nutzer offenlegen.
Ein entscheidender Faktor sind dabei die Speichermöglichkeiten im internen Speicher oder auf externen Speicherkarten, wie sie beispielsweise von Naviextras für Kartenupdates genutzt werden. Wegen der enorm gestiegenen Speicherkapazitäten in den letzten Jahren ist es durchaus praktikabel, mehrere Megabytes oder sogar Gigabytes an Bewegungsdaten abzuspeichern.
Die Erfassung erfolgt meist automatisch während der Benutzung, wobei besonders die großen fest eingebauten Geräte in Fahrzeugen von BMW und Audi in den Fokus geraten. Einige dieser Systeme können sogar in ausgeschaltetem Zustand weiter Daten protokollieren – allerdings oft nur, wenn das Fahrzeug über eine permanente Spannungsversorgung verfügt, was bei manchen Marken der Fall ist.
Technisch funktioniert die Standortermittlung meist durch das Zusammenspiel von:
- GPS-Satelliten zur hochgenauen Positionsbestimmung
- Mobilfunknetzen zur Kommunikation und Datenübertragung
- WLAN und Bluetooth zur Ergänzung bei schlechter GPS-Verfügbarkeit
Die meisten Systeme bieten zudem eine Möglichkeit zur Routensynchronisation mit Smartphone-Apps oder Cloud-Diensten, worüber Anbieter wie HERE Technologies zusätzliche Daten sammeln können.
Technologie | Funktion | Beispielhersteller/Anbieter |
---|---|---|
GPS | Standortbestimmung mittels Satellit | TomTom, Garmin, Volkswagen |
Mobilfunknetz | Übertragung von Standort- und Verkehrsdaten | HERE Technologies, Sygic |
Speicher und Datenmanagement | Aufzeichnung von Fahrtrouten, Zwischenstopps | Naviextras, Falk |

Rechtliche Rahmenbedingungen und Datenschutzproblematik von Bewegungsprofilen im Navi
Das Thema Datenschutz ist bei der Nutzung von Navigationssystemen besonders heikel, da Bewegungsprofile als personenbezogene Daten gelten. Laut der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) dürfen solche Daten nur unter strengen Voraussetzungen und mit ausdrücklicher Zustimmung der Nutzer erhoben und verwendet werden.
Hersteller wie Garmin oder Volkswagen sind verpflichtet, transparent darüber zu informieren, welche Daten gesammelt werden und wofür sie eingesetzt werden. Dennoch gibt es immer wieder Bedenken, ob diese Einwilligungen wirklich umfassend sind oder ob Nutzer oft unfreiwillig umfangreiche Bewegungsprofile freigeben.
Außerdem ist die Weitergabe der Daten an Dritte, beispielsweise Strafverfolgungsbehörden, ein sensibler Punkt. Die Möglichkeit, navigationsgespeicherte Bewegungsdaten etwa bei Ermittlungen als Indiz zu verwenden, ist durchaus gegeben. Allerdings darf auf solche Daten nur bei richterlicher Anordnung zurückgegriffen werden, um Missbrauch zu verhindern.
In der Praxis gibt es Diskussionen darüber, ob Navis auch im ausgeschalteten Zustand Standortinformationen speichern und ob eine Ferneinschaltung oder unbemerkte Aktivierung möglich ist. Experten empfehlen zur Sicherheit, die Stromversorgung – etwa durch das Herausnehmen der Sicherung – zu unterbrechen, da bei manchen fest verbauten Systemen ein kompletter Abschaltvorgang nicht gewährleistet ist.
- Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) regelt den Umgang mit Bewegungsdaten
- Einwilligung der Nutzer ist für Datenspeicherung erforderlich
- Datenweitergabe an Behörden nur mit richterlicher Genehmigung erlaubt
- Sicherheitsrisiken durch mögliche Ferneinschaltung und heimliche Protokollierung
- Rechte der Nutzer auf Auskunft, Löschung und Einschränkung der Datenverarbeitung
Rechtsgrundlage | Auswirkung auf Navi-Daten | Herausforderung |
---|---|---|
DSGVO | Pflicht zur Einwilligung und Transparenz | Unzureichende Information der Nutzer |
Strafprozessordnung § 100g | Zugang zu Bewegungsprofilen mit richterlicher Genehmigung | Gefahr der Überwachung und Datenschutzverletzungen |
Sicherheitsrichtlinien | Empfehlungen für Abschalten und Schutzmaßnahmen | Technische Limitationen der Geräte |
Wie und warum Hersteller wie TomTom und Garmin Bewegungsprofile nutzen
Unternehmen im Navigationssektor, darunter TomTom, Garmin, Sygic oder Falk, sammeln Bewegungsdaten aus verschiedenen Gründen. Hauptziel ist es, die Nutzererfahrung durch personalisierte Dienste zu verbessern und die angebotenen Kartendienste stets aktuell zu halten.
Die Bewegungsprofile helfen nicht nur bei der Optimierung von Routen, sondern ermöglichen auch die Analyse von Verkehrsflüssen, was wiederum in Echtzeit-Infos und Verkehrsmeldungen mündet. Einige Hersteller arbeiten dabei eng mit Automobilherstellern wie Audi oder BMW zusammen, um Fahrzeugfunktionen mit Navigation und Standortdaten zu verknüpfen.
Daneben existiert das Geschäftsfeld der Flottenüberwachung für Firmen, die mithilfe der Positionsdaten ihre Fahrzeuge effizient verwalten. Diese Anwendungen stützen sich vor allem auf die von HERE Technologies bereitgestellten Dienste, die Datenübertragung über Mobilfunknetze und die entsprechende Analyse.
- Verbesserung der Navigationsfunktionen und Routenführung
- Verkehrsfluss- und Stauanalyse zur Reduzierung von Reisezeiten
- Integration von Navigationsdaten in Fahrzeug- und Flottenmanagementsysteme
- Verkauf anonymisierter Daten an Drittanbieter für Marketingzwecke
- Ständige Aktualisierung von Kartenmaterial und Points of Interest (POI)
Hersteller | Hauptzweck der Datennutzung | Zusammenarbeitspartner | Besondere Funktionen |
---|---|---|---|
TomTom | Routenoptimierung, Verkehrsupdates | Volkswagen, HERE Technologies | Echtzeit-Verkehrsdaten, Flottenmanagement |
Garmin | Kartendatenpflege, Nutzerprofile | BMW, Audi | Integration in Fahrzeughardware |
Sygic | Cloud-Navigation, Datenanalyse | Mehrere Automobilkonzerne | Personalisierte Dienste |

Praktische Bedenken und Nutzererfahrungen mit Bewegungsprofilen im Navi
Viele Nutzer, insbesondere von fest installierten Geräten in Fahrzeugen von Mercedes-Benz oder BMW, berichten von Unsicherheiten und Fragen, wie ihre Daten eigentlich verwendet werden. Es kursieren Berichte, dass Navis auch im ausgeschalteten Zustand Bewegungsdaten sammeln könnten – was einige zu technischen Gegenmaßnahmen wie das Ziehen der Sicherung veranlasst.
Eine weitere Sorge betrifft den möglichen Zugriff durch Strafverfolgungsbehörden. Zwar kann die Polizei mit entsprechender richterlicher Anordnung auf die Daten zugreifen, doch bleibt die Frage, wie sicher die Daten vor unbefugtem Zugriff sind. Die Angst vor einem „gläsernen Bürger“ wächst – trotz der technischen Möglichkeit, Daten zu verschlüsseln und nur unter bestimmten Bedingungen freizugeben.
Beispielsweise kann die Auswertung der Navigationsdaten im privaten Umfeld heikle Informationen preisgeben, wie etwa regelmäßige Aufenthaltsorte oder private Treffen, was besonders im Bereich Ehe oder Partnerschaft zu Konflikten führen kann. Die Integration der Navigation in mobile Apps bietet hierbei zwar zusätzlichen Komfort, öffnet aber auch neue Angriffsflächen für Datenmissbrauch.
- Unsicherheiten über Datenspeicherung auch bei ausgeschaltetem Navi
- Furcht vor Zugriff durch Dritte und Überwachung
- Technische Schutzmaßnahmen wie Akku entfernen oder Sicherung ziehen
- Nutzung von Daten in privaten oder kriminalistischen Kontexten
- Problematik der Datenverschlüsselung und Zugriffsverwaltung
Problematik | Beschreibung | Beispielhafte Maßnahme |
---|---|---|
Datenaufnahme im Ruhemodus | Festeinbau-Navis können weiterhin Daten sammeln | Sicherung entfernen, Stromversorgung trennen |
Zugriff durch Strafverfolger | Richterliche Anordnung erforderlich | Datenzugriffsprotokolle |
Privatsphäre-Verletzungen | Einsicht in private Bewegungsprofile | Bewusstes Deaktivieren von Standortdiensten |
Moderne Datenschutz- und Transparenzoptionen bei Navigationsgeräten
Immer mehr Hersteller reagieren auf die wachsende Sensibilität der Nutzer und erweitern die Datenschutzoptionen in ihren Geräten. So bieten Volkswagen, BMW und Audi in Zusammenarbeit mit Softwareanbietern wie Naviextras und HERE Technologies mittlerweile umfangreiche Möglichkeiten, Standortdaten einzusehen, zu verwalten und gegebenenfalls zu löschen.
Auch die mobilen Anwendungen von Garmin oder Sygic erlauben mittlerweile, Verlauf und Bewegungsdaten Schritt für Schritt nachvollziehbar zu machen. Nutzer können aktiv wählen, ob Standortdienste zeitweise oder dauerhaft deaktiviert werden sollen. Zudem sind Funktionen zur Anonymisierung oder Einschränkung der Datenerhebung heute oftmals standardisiert.
Folgende Punkte sind bei der Nutzung moderner Navigationssysteme wichtig:
- Transparente Datenschutzhinweise, die klar über Erhebung und Nutzung informieren
- Einfacher Zugang zu den eigenen Bewegungsdaten, beispielsweise über Apps oder Fahrzeugmenüs
- Möglichkeit zur vollständigen oder teilweisen Löschung von Bewegungsprofilen
- Optionen zur temporären Deaktivierung von Standortdiensten für mehr Privatsphäre
- Verfügbare Updates, die Datenschutzlücken schließen und Sicherheit erhöhen
Funktion | Beschreibung | Hersteller/Anbieter |
---|---|---|
Dateneinsicht | Nutzer können gespeicherte Daten jederzeit abrufen | Garmin, Volkswagen, BMW |
Datenlöschung | Löschen individueller oder aller Bewegungsdaten | Sygic, Audi |
Standortdienste deaktivieren | Flexibles An- und Ausschalten zur Wahrung der Privatsphäre | TomTom, Naviextras |

FAQ zu Bewegungsprofilen bei Navigationsgeräten
- Wie kann ich sehen, ob mein Navi Bewegungsdaten speichert?
In der Regel bieten moderne Geräte über das Menü oder connected Apps Zugang zu diesem Verlauf. Außerdem können Sie in den Datenschutzeinstellungen prüfen, welche Daten gespeichert werden. - Können Daten auch ohne mein Wissen gespeichert werden?
Bei den meisten Herstellern werden Daten nur mit ausdrücklicher Zustimmung gesammelt. Es gibt jedoch vereinzelte Berichte über weniger transparente Praktiken, insbesondere bei älteren oder fest verbauten Systemen. - Wie kann ich verhindern, dass mein Navi Bewegungsprofile erstellt?
Deaktivieren Sie Standortdienste, schalten Sie das Gerät vollständig aus (bzw. trennen Sie die Stromversorgung) und prüfen Sie regelmäßig Datenschutzeinstellungen. - Wer hat Zugriff auf die gespeicherten Bewegungsdaten?
Grundsätzlich nur Sie und vom Hersteller autorisierte Dienste. Bei polizeilicher Ermittlung können Behörden unter richterlicher Anordnung auf diese Daten zugreifen. - Werden auch Smartphones als Bewegungsprofiler eingesetzt?
Ja, neben Fahrzeugnavigation sind Smartphones durch Apps wie Google Maps ein wesentlicher Datenspender für Bewegungsprofile.